Plagiat? Die Lutherbibel ...
Donnerstag, 19.01.2017
„Am Anfang war das Wort“ – nur welches? Martin Luther schrieb mit seiner Bibelübersetzung bleibende Literaturgeschichte. Doch ist der große Schöpfer der Lutherbibel einzigartig? Seit Montag geht eine Ausstellung in Münster manchen Fragen dazu nach ...
INFO: Eine Ausstellung in der Diözesanbibliothek Münster (Überwasserkirchplatz 2) greift seit Montag, 16. Januar, das Reformationsjubiläum auf. Sie ist mit einem Bestand von gegenwärtig etwa 750 000 Bänden und 720 laufend gehaltenen Zeitschriften eine der den größten theologischen Spezialbibliotheken des deutschen Sprachraums. In Zusammenarbeit mit dem Bibelmuseum der WWU Münster organisiert sie jetzt die Ausstellung zum Thema „Plagiat? Luthers Bibelübersetzung und die katholischen Bibelausgaben der Reformationszeit“. In fünf Vitrinen werden Originalausgaben und Nachbildungen deutscher Bibelübersetzungen der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gezeigt. Begleitet werden sie von vergleichenden Textauszügen auf Schautafeln und einer Medienpräsentation. Zu sehen sind unter anderem Martin Luthers „Septembertestament“ (Neues Testament 1522) und seine Bibelübersetzung (1534). Ihnen gegenübergestellt werden die drei katholischen Ausgaben von Hieronymus Emser (Neues Testament 1527), Johannes Dietenberger (Bibel 1534) und Johann Eck (Bibel 1537). Luther hatte bereits 1530 einen Plagiatsvorwurf gegenüber Emser in dem ebenfalls ausgestellten „Sendbrief vom Dolmetschen“ erhoben. Ein historisch-kritischer Textvergleich veranschaulicht den tatsächlichen Anspruch der katholischen Korrekturbibeln: die traditionell in der Kirche genutzte, lateinische Textfassung der Vulgata angemessen als Grundlage des deutschen Wortlauts zu berücksichtigen. Der Bogen wird schließlich zu den aktuellen Bibelausgaben deutscher Sprache fast 500 Jahre nach dem Plagiatsstreit geschlagen, vertreten durch die revidierten Fassungen von Lutherbibel und Einheitsübersetzung von 2016.
Die Ausstellung ist bis zum 17. März montags bis freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Kontakt: Diözesanbibliothek Münster, Überwasserkirchplatz 2, 48143 Münster, Tel. 0251 / 49 56 380, Fax 0251 / 49 57 63 86, E-Mail: db-ms@bistum-muenster.de, mehr unter: www.dioezesanbibliothek-muenster.de.
Bibelübersetzungen: Das seit dem 8. Jh. v. Chr. zum Teil aus sehr viel älteren Schriften entstandenen Alte Testament wurde bereits um 250 v.Chr. aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt (Septuaginta, LXX). Das Wirken Jesu um die Jahre 27-30 folgten zunächst 50-64 n.Chr. die Briefe des Apostels Paulus, in der 2.Hälfte des 1.Jh. dann Niederschrift der vier Evangelien. Frühe Übersetzungen des Neuen Testaments ins Lateinische (Vetus Latina oder Itala) gibt es seit dem 2. Jahrhundert, ins Syrische (Vetus Syra) seit dem beginnenden 4. Jahrhundert und zwischen 350-380 ins Gotische. Durch die Neuübersetzung ins Lateinische durch Hieronymus 382-420 entsteht die später sogenannte Vulgata, auf die sich die späteren Übersetzungen beziehen - seit Beginn des 9. Jahrhunderts auch ins Althochdeutsche und vom 11.-15.Jh. in weiteren zahlreichen Übersetzungen der ganzen Bibel ins Deutsche. Nach der Erfindung des Buchdrucks und der 1452-1455 vorgelegten ersten Ausgabe der lateinischen Bibel durch Gutenberg erscheint 1466 in Straßburg die gedruckte erste deutsche Bibel, der viele weitere in anderen deutschen Städten folgen. 1516 wird das erste von Erasmus bearbeitete griechische Neue Testament in Basel veröffentlicht, im September 1522 erscheint Luthers deutsches Neues Testament in Wittenberg, dem 1527 Hieronymus Emser eine eigene Übersetzung folgen lässt. Im März 1529 werden die ersten reformatorischen Übersetzung des AT und NT in Zürich (Zürcher Bibel) abgeschlossen und 1531 gedruckt, 1534 erscheint Luthers deutsche Bibel (NT und AT) in Wittenberg, auf die Johannes Eck 1537 ebenfalls mit einer eigenen Übersetzung antwortet.
Gebetswoche für die Einheit der Christen: Den zentralen Gottesdienst zur weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am Sonntag, 22. Januar 2017, 13.30 Uhr in der Stadtkirche St. Marien in Lutherstadt Wittenberg. Der Gottesdienst steht unter dem Motto „Versöhnung – die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14-20). An dem Gottesdienst wirken u.a. der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, der ACK-Bundesvorsitzende Bischof Karl-Heinz Wiesemann sowie Landesbischöfin Ilse Junkermann und Bischof Gerhard Feige mit. Die seit mehr als 100 Jahren bestehende Gebetswoche wird weltweit vom 18.-25. Januar begangen. Jeweils ein Land erarbeitet die Texte, die dann von allen Kirchen genutzt werden, um für Einheit und Versöhnung der Christen zu beten. Im Gedenkjahr an 500 Jahre Reformation hat die ACK in Deutschland Texte erstellt. Bewusst wurde für die zentrale Feier der Gebetswoche der symbolträchtige Ort der Wittenberger Stadtkirche gewählt. Mehr: www.gebetswoche.de, www.oekumenepreis-der-ack.de.
Versöhnungsgottesdienst in Essen: Auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Präses Manfred Rekowski feiern am 22. Januar einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst. Mit der Feier im Essener Dom, an der weitere Konfessionen aus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) beteiligt sind, soll ein Zeichen für die Versöhnung der Kirchen 500 Jahre nach der Reformation gesetzt werden. Bischof Overbeck leitet die Liturgie, der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland hält die Predigt, die Evangelische Kirche von Westfalen ist durch ihren Vizepräsidenten Albert Henz vertreten. Geplant ist die Unterzeichnung eines ökumenischen Aufrufs, der die Gemeinden der verschiedenen Konfessionen zu noch intensiverer Zusammenarbeit ermutigen will.