Seelsorger auf der Titanic

von Christof Beckmann

Dienstag, 10.09.2024

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Benediktinerpater Joseph Peruschitz, Ausstellung in Ludwigsburg 2024, Montage: KiP-NRW

Vor 115 Jahren begann der Bau, drei Jahre später war es das größte von Menschen gebaute bewegliche Objekt. Die RMS Titanic, die bei ihrer ersten Fahrt unterging. Mit an Bord: Der Benediktinerpater Joseph Peruschitz, „Der Trostengel von der Titanic“…

INFO: „Weder Gott noch der Papst, weder Himmel noch Erde können dich verschlingen“ – so stand es auf dem Bug der RMS Titanic. Mit einer Länge von 269 Metern und 52.310 Tonnen war sie das größte Schiff der Welt und galt als unsinkbar. Das Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line wurde ab 31. März 1909 auf der Werft von Harland & Wolff in Belfast gebaut, lief am 31. Mai 1911vom Stapel und wurde am 2. April 1912 in Dienst gestellt. Die Titanic war zum Zeitpunkt ihrer ersten Fahrt im Jahr 1912 das größte von Menschen gebaute Schiff und das größte bewegliche Objekt.

Auf ihrer Jungfernfahrt vom englischen Southhampton nach New York kollidierte sie am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland seitlich mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten später am 15. April 1912. Dabei starben 1.514 der über 2200 an Bord befindlichen Personen – vor allem wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung. Wegen der hohen Opferzahl zählt der Untergang der Titanic zu den größten und berühmtesten Katastrophen der Seefahrt. Seit dem 15. April 2012 ist das Wrack in der UNESCO-Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser aufgenommen.

Benediktinerpater Joseph Peruschitz: Auch mehrere Priester ertranken in den eisigen Fluten. Einer von ihnen war der deutsche Benediktinerpater Joseph Peruschitz (1871-1912), der in Amerika eine katholische Schule aufbauen sollte. Auch unter den geborgenen Opfern konnte er nicht identifiziert werden. Er wurde durch Berichte Überlebender durch sein vorbildliches Verhalten beim Untergang der Titanic bekannt. Nach dem Abitur 1890 am Königlichen Studienseminar Freising, dem heutigen Dom-Gymnasium, studierte er Philosophie und später Theologie am Königlichen Lyceum und trat im sechsten Semester in das Noviziat des Klosters Scheyern im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen ein. Am 28. April 1895 wurde er zum Priester geweiht und wurde Lehrer für Mathematik, Musik und Sport. Mit dem Auftrag, an der Preparatory School der Saint John's Abbey in Collegeville im US-Staat Minnesota zu unterrichten und beim Aufbau einer High School des Ordens zu helfen, ging er in der Karwoche vor Ostern 1912 in das Benediktinerkloster St. Augustine im südenglischen Ramsgate. Er buchte eine Überfahrt 2. Klasse auf der Titanic, die am 10. April 1912 in See stach.

Ohne Auftrag las er dort mit seinem englischsprachigen Mitbruder Father Thomas Byles für die 3. und später auch die 2. Klasse des Schiffes regelmäßig die Hl. Messe auf Deutsch und Ungarisch. Nach der Kollision mit dem Eisberg verzichteten sie auf die angebotenen Plätze in den Rettungsbooten, beteten mit den gläubigen Passagieren und hörten Beichte. Die Nachricht von seinem Tod traf in seinem Heimatkloster Scheyern am 22. April ein. Seine Familie, die nichts von seiner Reise wusste, bekam aus dem „Titanic Relief Fund“ eine Entschädigung von 60 englischen Pfund. Im Ostflügel des Klosterkreuzgangs erinnert heute eine kleine Gedenktafel an den ertrunkenen Mitbruder: „P. Joseph Peruschitz, O.S.B. der sich auf diesem berühmten Schiff Titanic gottesfürchtig geopfert hat“. Mehr: https://web.archive.org/web/20160812233303/http://www.kloster-scheyern.de/geschichte/schicksal-titanic.html; Buch: Jens Ostrowski recherchierte das Leben von Joseph Peruschitz und schrieb dessen Biographie, die weitergehende Informationen über Leben und Wirken dieses Opfers des Untergangs der Titanic enthält. Das Buch ist unter dem Titel „Berufung Titanic“ erschienen. 132 Seiten, Herausgeber: BoD – Books on Demand, 2001.

TITANIC – DIE AUSSTELLUNG: Die bereits in Paris, Las Vegas, Melbourne und Brüssel gezeigte Schau ist seit Juli 2024 für sechs Monate im Ludwigsburger urbanharbor zu sehen. Sie versammelt unzählige Original-Exponate, die bei verschiedenen Tauchgängen zum Wrack der Titanic geborgen wurden, Nachbauten unterschiedlicher Räumlichkeiten inklusive der ikonischen Freitreppe und vieles mehr. Bei den Bergungsexpeditionen in den Sommern 1987, 1993, 1994, 1996, 1998, 2000 und 2004 wurden viele Artefakte geborgen und anschließend konserviert. Besucher erhalten beim Betreten der Ausstellung eine nachgebildete Bordkarte und können bei interaktiven Erlebnissen in die Rolle eines echten Passagiers schlüpfen. Zentral in der Ludwigsburger Innenstadt gelegen, ist die Eventlocation urbanharbor gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Adresse: urbanharbor/MM Studios, Grönerstraße 31, 71636 Ludwigsburg, Internet: www.titanic-ausstellung.com, WEBSITE AUSSTELLUNG, TICKETS

Dienstag, 10.09.2024