Sind Christen arme Schlucker?
Samstag, 02.07.2016
Wie Menschen an Dinge glauben können, die dem Verstand entgegenstehen. Das ist die Kernfrage in Emmanuel Carrères neuem Roman "Das Reich Gottes". Er spielt in der Antike.
Carrère begibt sich auf die Fährte des Revolutionärs Paulus und des Intellektuellen Lukas, zwei prägenden Gestalten des Christentums. Carrère zeichnet das Bild einer Welt, die vom Pragmatismus des Römischen Reiches beherrscht ist und doch durchdrungen vom Wunsch nach tieferem Sinn und Gemeinschaft.
Immer wieder zieht er Parallelen zum 21. Jahrhundert, gleicht damalige Glaubenspraxis mit heutiger ab und füllt sein historisches Gerüst mit einem Nachdenken darüber, worin uns das Christentum mit seiner ungeheuren Umwertung der Werte (die Letzten werden die Ersten sein, Geben ist seliger denn Nehmen.) noch heute berühren kann, ob wir gläubig sind oder nicht.
Emmanuel Carrère zeigt eine zutiefst menschliche Perspektive auf seine Romanfiguren und ihre Welt, verwebt seine eigene Lebensgeschichte mit der historischen Darstellung und konfrontiert den Leser mit den unendlichen Facetten des Glaubens und Nichtglaubens. Ob ablehnend oder bejahend: "An den Fragen nach den christlichen Werten, die dieser Roman aufwirft, kommt heute niemand vorbei," schreibt der Verlag.
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