SkF-Frauenhaus: Frauen schützen
Samstag, 23.11.2024
Alle zwei Tage tötet ein Mann in Deutschland seine (Ex-)Partnerin, jeden Tag findet ein Tötungsversuch statt: Übermorgen ist „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ – ein Blick auf die Arbeit im SkF-Frauenhaus in Mönchengladbach …
INFO: Erstmals hat das Bundeskriminalamt (BKA) am Dienstag, 19. November 2024, eine eigene Auswertung zu frauenfeindlichen Straftaten vorgelegt. Die traurige Bilanz: Gewalt gegen Frauen hat fast überall zugenommen. So wurden 2023 rund 180.000 Mädchen und Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, 17 Prozent mehr als 2019. Bei Sexualstraftaten betrug der Anstieg im selben Zeitraum 27 Prozent auf zuletzt rund 52.000 Opfer. Davon waren mehr als die Hälfte jünger als 18 Jahre. Die Statistik bezieht sich nur auf die Fälle, die Polizei oder Staatsanwaltschaft bekannt geworden sind. Für März werden Ergebnisse einer Studie zum Dunkelfeld erwartet. Zur BKA-Auswertung „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023": https://bka.de/StraftatengegenFrauen2023.
Bundesweit gibt es nach Angaben von Bundesfamilienministerin Lisa Paus rund 350 Frauenhäuser, 100 Schutzwohnungen und mehr als 600 Beratungsstellen. Da das Angebot vielerorts nicht ausreiche, wolle sie kommende Woche ein Gewalthilfegesetz ins Kabinett einbringen. Es sieht unter anderem vor, dass der Bund sich ab 2027 an der Finanzierung von Frauenhäusern beteiligt. Außerdem soll es einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung geben. Die Ministerin zeigte sich zuversichtlich, dass das Gesetz noch vor der geplanten Neuwahl des Bundestags im Februar beschlossen werden könne. Auch Caritas und der Sozialdienst katholischer Frauen sprachen sich für ein schnelles Handeln aus. Die Absicherung von Frauenhäusern sei unerlässlich, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. (KNA)
Gewalt gegen Frauen und Mädchen kommt in allen Gesellschaftsschichten vor: Körperliche, seelische oder häusliche Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung, Belästigung, Cybergewalt oder Stalking, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung. In Nordrhein-Westfalen stehen hilfesuchenden Frauen zu allen Formen der Gewalt spezielle Schutz- und Beratungsangebote zur Verfügung. Betroffene, ihre Angehörigen, Bekannte und Fachkräfte erhalten kostenlose, auf Wunsch auch anonyme Informationen zum Opferschutz und zur Strafverfolgung sowie Kontakte zu unterstützenden Einrichtungen und Anlaufstellen:
- In NRW bieten 70 Frauenhäuser Frauen mit Kindern Zuflucht, eine professionelle Beratung und Unterstützung für die weitere eigenverantwortliche Lebensgestaltung.
- 62 allgemeine Frauenberatungsstellen unterstützen durch psychosoziale Einzel- oder Gruppenberatung in schwierigen Problem- und Konfliktsituationen, vor allem nach erlittener Gewalt.
- 57 Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt stehen Frauen und Mädchen nach erlittener sexualisierter Gewalt mit akuter Krisenintervention, psychologischer Beratung und Begleitung zu Ärztinnen und Ärzten, Polizei und Gerichten zur Seite.
- 8 spezialisierte Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel kümmern sich um Betroffene und stellen bei Aussagebereitschaft gegen die Menschenhändler auch eine sichere Unterkunft.
- 2 Fachberatungsstellen gegen Zwangsheirat beraten Betroffene und deren Vertrauenspersonen anonym und in mehreren Sprachen.
Auch soziale Fachkräfte, die beruflich mit dem Thema befasst sind, können sich an diese Beratungsstellen wenden. Eine landesweit tätige Fachstelle zur Gewaltprävention und zum Gewaltschutz für Mädchen und junge Frauen mit Behinderung/chronischer Erkrankung „Mädchen – sicher – inklusiv“ des Mädchenhauses Bielefeld bietet Online-Beratung an und unterstützt betroffene Mädchen und junge Frauen unter anderem durch auf sie zugeschnittene Beratungsangebote und eine Weitervermittlung an spezifische Unterstützungs- und Hilfeangebote.
Schnelle Hilfe finden: Die Initiative: Stärker als Gewalt, Informationen des Gleichstellungsministeriums NRW, Suche nach Beratungsstellen, Mädchen – sicher – inklusiv, in: https://www.opferschutzportal.nrw/themen-von-z/gewalt-gegen-frauen
SkF-Frauenhaus in Mönchengladbach: Das vor 45 Jahren eröffnete Haus bietet Platz für acht Frauen mit ihren Kindern vor ihren gewalttätigen Partnern. Zur gemeinsamen Nutzung stehen Küche mit Essbereich, Wohnzimmer, Spielzimmer und ein Garten zur Verfügung. Im Keller können Waschmaschine und Trockner genutzt werden. Jede Frau bewohnt mit ihren Kindern ein eigenes Zimmer mit separatem Bad. Die Einrichtung ist Tag und Nacht für Frauen telefonisch erreichbar. Die Frauen und Ihre Kinder erhalten Beratung und Unterstützung bei medizinischen, rechtlichen, sozialen und psychischen Problemen, bei der Verarbeitung der erlebten Gewalt, bei der Wohnungssuche, im Umgang mit Behörden, Institutionen, Gerichten, Polizei, bei Kontaktaufnahme zu Ärztinnen, Anwältinnen, in Erziehungsfragen, in lebenspraktischen Fragen, bei der Arbeitsplatzsuche, bei der Suche nach Betreuungsplätzen und bei der Regelung des weiteren Schulbesuches der Kinder. Weitere Informationen zum Thema Frauenhaus im Flyer Frauenhaus – Ein Weg aus häuslicher Gewalt.
Der SkF Mönchengladbach bietet mit seinen Einrichtungen und Beratungsangeboten für Frauen, Familien und Kinder wichtige Hilfe - unabhängig von Konfession und Nationalität – und kostenlos. „Da sein, Leben helfen.“ – Diesem Leitsatz widmet sich der SkF, der Sozialdienst katholischer Frauen seit langem: 1906, als der von Franz Brandts mitgegründete „Volksverein für das katholische Deutschland“ Mönchengladbach zu einem Synonym für christliche Sozialreform machte, beschloss eine Gruppe hilfsbereiter Frauen den frauenspezifischen Notlagen der Stadt durch die Gründung eines Mönchengladbacher Ortsvereins im Verband des „SkF - Sozialdienst katholischer Frauen“ zu begegnen.
Kontakt: Sozialdienst katholischer Frauen e.V., Lindenstr. 71 (Postadresse), 41063 Mönchengladbach, Tel. 02161 / 15449, Fax: 02161-912284, E-Mail: frauenhaus@skf-mg.de.
Sozialdienst katholischer Frauen e.V.: Birgit Kaatz, Vorständin, Am Steinberg 74, 41061 Mönchengladbach, Tel. 02161 / 6847-0, Fax: 02161 6847-129, E-Mail: kaatz@skf-mg.de, mehr auf: skf-mg.de
Frauenhäuser in NRW: In Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell insgesamt 676 Schutzplätze und 717 Kinderplätzen. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten gibt es landesgeförderte Frauenhäuser, die im Förderbereich „Schutz und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen“ im Haushaltsentwurf 2024 mit 33.181.200 Euro veranschlagt sind. Nordrhein-Westfalen fördert aktuell neben den Frauenhäusern 62 allgemeine Frauenberatungsstellen und 56 Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt. Die Unterstützungseinrichtungen werden von autonomen Trägern oder Trägern der Freien Wohlfahrtspflege betrieben.
Gewaltbetroffene Frauen können sich im Internet auf dem Opferschutzportal des Landes über die Schutz- und Beratungsangebote in Ihrer Nähe informieren oder rund um die Uhr an das Bundeshilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Rufnummer 116 016 wenden, wenn sie Hilfe benötigen. Mehr: https://www.land.nrw/pressemitteilung/nordrhein-westfalen-verstaerkt-foerderung-von-frauenhaeusern
25. November - Orange Day / Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen: Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine (Ex)Partnerin zu töten. Jede dritte Frau hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Zudem zeigte eine repräsentative Umfrage der Technischen Universität München zu häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie zeigt, dass sich die Risiken für Frauen erhöhten. Mit dem „Orange Day" machen die Vereinten Nationen weltweit auf die fortgesetzte Gewaltanwendung gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Orange ist die Farbe, die als Symbol für eine gewaltfreie Welt für Frauen und Mädchen steht. Viele Städte auf der ganzen Welt nutzen diesen Tag, um Bauwerke in orange anstrahlen zu lassen.
„Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist nach wie vor eine der am weitesten verbreiteten und am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen in der Welt“, heißt es auf der Homepage. Weltweit seien schätzungsweise 736 Millionen Frauen – fast jede dritte – mindestens einmal in ihrem Leben körperlicher und/oder sexueller Gewalt in der Partnerschaft, sexueller Gewalt ohne Partner oder beidem ausgesetzt gewesen: „Diese Geißel hat sich in verschiedenen Umgebungen verschärft, einschließlich am Arbeitsplatz und in Online-Räumen, und wurde durch die Auswirkungen nach der Pandemie, Konflikte und den Klimawandel noch verschärft.“ Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen markiert den Auftakt der UNiTE-Kampagne (25. November bis 10. Dezember), die am Tag des Internationalen Tages der Menschenrechte (10. Dezember) endet. Mehr: https://www.un.org/en/observances/ending-violence-against-women-day
Hilfetelefon: Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, 2023 seit 10 Jahren aktiv, verzeichnete kontinuierlich wachsende Beratungszahlen und hat sich inzwischen bis auf rund 59.000 Anrufe von verdoppelt. Es meldeten sich überwiegend selbst von Gewalt Betroffene, zwischen 15 und 20 Prozent der Ratsuchenden waren Unterstützende aus dem sozialen Umfeld. In 60 Prozent der Beratungen ging es um Häusliche Gewalt.
Eine anonyme Beratung am Telefon, im Chat oder per E-Mail ist besonders niedrigschwellig. Die ständige Erreichbarkeit, die hohen Sicherheitsstandards, die mehrsprachige Beratung sowie der barrierefreie Zugang sollen von Gewalt betroffene Frauen dazu ermutigen, sich vertrauensvoll an das Hilfetelefon zu wenden und ihnen so den Weg zu professionellen Einrichtungen vor Ort ebnen. Das Hilfetelefon ist täglich 24 Stunden erreichbar, der Anruf ist kostenlos und die Nummer erscheint nicht auf der Telefonabrechnung. Die Beratung erfolgt vertraulich und auf Wunsch anonym. Neben der telefonischen Beratung gibt es eine – ebenfalls kostenfreie – Chat- und E-Mail-Beratung über die Webseite www.hilfetelefon.de. (Die Beratung erfolgt hier nur auf Deutsch.) Das Angebot ist mehrsprachig. Mit Hilfe von Dolmetscherinnen ist die telefonische Beratung in 18 Fremdsprachen möglich. Die Internetseite ist barrierefrei und enthält Gebärdensprachvideos sowie Informationen in Leichter Sprache. Die Beratung von Frauen mit Hörbeeinträchtigung in Deutscher Gebärdensprache ist rund um die Uhr möglich. Die Beraterinnen sind qualifizierte Fachkräfte, die Erfahrungen in der Beratung von gewaltbetroffenen Frauen haben. Sie leisten psychosoziale Erstberatung sowie Krisenintervention und vermitteln auf Wunsch an Unterstützungseinrichtungen vor Ort weiter, etwa an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus in der Nähe. Das Beratungsangebot gilt unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft, Religion sowie sexueller Orientierung und Identität der hilfesuchenden Personen.
Die Beraterinnen des Hilfetelefons sind unter der Rufnummer 116 016 erreichbar. Nach der Initiative der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 haben sich 15 Mitgliedstaaten verpflichtet, nationale Hilfetelefone für die Unterstützung bei Gewalt gegen Frauen unter dieser Rufnummer einzurichten. Die bisherige Nummer 08000 116 016 bleibt bis auf Weiteres parallel erreichbar.
Infos: Pressemitteilung: Mehr Ratsuchende beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen – der Jahresbericht 2023 zeigt erneut gestiegenes Beratungsaufkommen – PDF, 146 KB, Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen": Jahresbericht 2023 – PDF, 3,5 MB, https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/angebot-im-ueberblick.html