St. Martin: Der Mantelteiler

von Christof Beckmann

Dienstag, 11.11.2014

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Für viele beginnt heute die jecke Zeit – damit haben aber die vielen Umzüge mit dem Reitersmann nichts zu tun. Es sind wahrscheinlich sehr unterschätzte Demonstrationen – mit einer bis heute eindeutigen Botschaft. Mehr mit Pfarrer Klaus Thranberend ...

INFO: Martin von Tours, geboren um 316/17 in Sabaria (heute Szombathely) in Pannonien im heutigen Ungarn, war Soldat, Priester, Einsiedler und Bischof. Er trat als 15-Jähriger in Pavia in die römische Armee ein und gehörte zu einer in Gallien eingesetzten Eliteeinheit. Der Legende nach spielte sich 334 in Amiens jene Szene ab, die alljährlich bei den Martinszügen ihre Wiederholung findet: In einem strengen Winter begegnete er einem armen, unbekleideten Bettler, der um Hilfe bat. Martin teilte mit dem Schwert seinen Mantel und gab dem Frierenden eine Hälfte. In der Nacht sah er im Traum Christus bekleidet mit dem Mantelstück und Martin ließ sich taufen. Er wurde Priester, zog sich als Einsiedler zurück, gründete 361 mit dem Kloster Ligugé das erste Kloster im westlichen Abendland und wurde 371 vom Volk zum Bischof von Tours ausgerufen. Damit verbunden ist die Erzählung, dass Martin sich in einem Gänsestall versteckte, um so diesem Amt zu entgehen. Doch das Geschnatter des Federviehs verriet ihn. Martin, der 397 starb, hinterließ nachhaltigen Eindruck: Frankenkönig Chlodwig erkor ihn gut 100 Jahre nach seinem Tod zum „Nationalheiligen“ des Reiches. Martin ist der erste Heilige der Kirche überhaupt, der kein Märtyrer ist. Er ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei, Landespatron des Burgenlandes in Österreich, Patron der Bistümer Mainz und Rottenburg-Stuttgart sowie tausendfacher Namensgeber für Kirchen und Klöster weltweit. Katholiken verehren ihn ebenso wie Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner und armenische Christen.

Sein Gedenktag, der Martinstag am 11. November, galt früher als Winteranfang und Tag der Zins- und Pachtzahlungen. Zu den fälligen Naturalabgaben gehörte auch die Martinsgans, die als Höhepunkt eines üppigen Festtagsessens verspeist wurde. In Gallien und auch in den Klöstern begann früher mit dem Martinstag die Adventszeit, die damals sechs Wochen dauerte und als Bußzeit mit dem Verzicht auf Fleischspeisen verbunden war. Somit bot sich der Vorabend des Martinstages an, noch einmal richtig zuzulangen und zu feiern: den 11. 11. als Karnevalsbeginn, an dem heutzutage „Prinz Karneval“ proklamiert wird.

Europäischer Martinsweg: Derzeit arbeitet das „Centre Culturel Europeen Saint Martin de Tours“ an einem Weg, der sich ähnlich wie die Jakobswege nach Santiago de Compostela in Nordspanien durch ganz Europa ziehen soll. Europäische Martinswege gehen durch Frankreich, Ungarn, Italien, England, Kroatien und SlowenienInfos und Karten für 15 Euro sowie das Buch „Le Partage en chemin“ (Teilen auf dem Weg) sind für 20 Euro zu bestellen unter www.saintmartindetours.eu

Dienstag, 11.11.2014