Voll verhört: "Sind wir emissionslos?"

Wenn aus der Liedzeile "weißer Nebel wunderbar" im Ohr des Hörers "weißer Neger Wumbaba" wird, dann spricht der Fachmann von einem "Mondegreen". Den Begriff hat die amerikanische Autorin Sylvia Wright 1954 geprägt. Ihr selbst war so eine Verhörer passiert

Als Kind hatte Wright eine Zeile aus einer alten schottischen Ballade völlig falsch verstanden. Statt “They ha’e slain the Earl o’ Moray / And laid him on the green.” (übersetzt:) ‚Sie haben den Earl of Moray erschlagen / Und legten ihn aufs Gras.‘) hatte die kleine Sylvia immer verstanden: “They ha’e slain the Earl o’ Moray / And Lady Mondegreen.” (übefrsetzt: Sie haben den Earl of Moray erschlagen / Und Lady Mondegreen.‘)

Eine ähnliche Geschichte hat unsere Autorin Margret Wand nachdenklich gemacht:

Lena ist in der zweiten Klasse und fragt ihre Mama beim Mittagessen: "Mama, sind wir auch emissionslos?". Die Mutter ist etwas verwirrt und hört nach, was sie meint. Es stellt sich heraus: Im Religionsunterricht wurde darüber gesprochen, dass manche Menschen keine Religion haben, also religionslos sind. Lena hatte das Wort falsch verstanden.

Das Wort Emission kommt vom Lateinischen ´emittere´. Das heißt aussenden, ausgeben, erzeugen. Wertpapiere oder Geld zum Beispiel werden ausgegeben – etwas Wertvolles.

Und jetzt frage ich mich: Sende ich etwas aus, etwas Positives? Merkt man mir meine Religion, also mein Christsein, irgendwie an? Vielleicht nicht immer und überall, aber doch hin und wieder? Muss ich dafür die Moralkeule schwingen, anderen sagen, was sie zu tun oder zu lassen haben? Ich glaube, es geht anders.

Ich denke da an eine junge Frau, die neulich mitten in der Innenstadt eine flammende Rede gegen Diskriminierung gehalten hat. Ich denke an alle, die sich an unbequeme Einschränkungen und Regeln halten. Weil sie sich verantwortlich fühlen. Ich denke an jeden Menschen, der bei seinem Handeln nicht nur überlegt, was er davon haben könnte.

Nicht emissionslos sein, das heißt: Haltung zeigen. Stellung beziehen.