Wallfahrt in Corona-Zeiten
Montag, 03.08.2020
Wallfahren hat gerade in diesen Zeiten für viele eine besondere Bedeutung, spüren sie in Kevelaer. Sie reagieren mit einem neuen Angebot: Pilger können dort jetzt auch im Priesterhaus wohnen ...
INFO: Viele Gruppen haben storniert, doch langsam läuft die Wallfahrt wieder an, so Dr. Rainer Killich, Generalsekretär der Wallfahrt Kevelaer. Denn auch die Wallfahrt hat unter der Corona-Pandemie gelitten. Wie in jedem Jahr war der Terminkalender voll – doch dann kam der März und mit ihm das Virus. „Ich schätze, dass rund 95 Prozent aller Gruppen die Wallfahrt für dieses Jahr abgesagt haben. Einige haben sie vom Frühjahr in den Herbst verlegt, aber die meisten kommen nicht wie sonst üblich“, berichtet Killich. Dennoch spüre er eine hohe Verbundenheit mit dem Wallfahrtsort, an dem die Wallfahrtsleitung ein besonderes Angebot einrichtete: Stellvertretend segneten sie dort zumindest die jeweilige Pilgerkerze und zündeten sie an, um die oft über Jahrhunderte gepflegte Tradition nicht abreißen zu lassen. Auch Einzelpilger konnten sich per Mail an das Priesterhaus wenden, jeden Tag wurden für sie Kerzen aufgestellt.
Noch immer dürfen sich maximal 150 Menschen gleichzeitig in der Basilika versammeln, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. Statt zur 15-Uhr-Andacht in der Kirche lade man die Menschen nun zu einem Glaubens- und Gebetsimpuls unter freiem Himmel am Gnadenbild ein. Um vielen Einzelpilgern entgegen zu kommen, wird für sie nun auch das sonst ausschließlich durch organisierte Gruppen belegte Priesterhaus geöffnet. Sie können nun die Übernachtungsmöglichkeit und das damit verbundene seelsorgliche Angebot des Hauses direkt im Zentrum der Wallfahrtsstadt nutzen – mit Vollpension. Weitere Informationen zur Wallfahrt und zur Möglichkeit, im Priesterhaus zu übernachten, auf der Seite www.wallfahrt-kevelaer.de im Internet. Telefonische Auskünfte erteilt die Pforte des Priesterhauses unter 02832 93380. Für Übernachtungen ist eine vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich.
Wallfahren und Pilgern: Wallfahrt ist nicht nur eine spezifische Ausdrucksform katholischer Frömmigkeit, wie der Blick auf die anderen Weltreligionen zeigt. „Gnadenorte” des Christentums sind etwa das Heilige Land, wo Jesus gelebt und gelehrt hat, gekreuzigt wurde und auferstand; die Gräber der Apostel und großer Heiliger wie in Rom, Assisi oder Santiago de Compostela und Marien-Wallfahrtsorte wie Lourdes, Loreto und Fatima, Altötting, Werl oder Kevelaer. Traditionell erbitten Pilger besonders im Mai an Marienwallfahrtsorten den Zuspruch der Gottesmutter. Normalerweise kommen pro Jahr etwa 1 Million Menschen nach Altötting, rund 800.000 nach Kevelaer und über 100.000 nach Telgte.
In Nordrhein-Westfalen gibt es mit über 50 Wallfahrtsorten die meisten in ganz Deutschland. So kennt allein das Bistum Münster 28 große und kleine Wallfahrtsorte, zu denen sonst rund 1,5 Millionen Christen jährlich aufbrechen: Zu den meist besuchten zählen nach Kevelaer die Marienwallfahrtsorte Telgte, Bethen bei Cloppenburg und Eggerode bei Schöppingen, Haltern mit dem Annaberg, der Kreuzwallfahrtsort Stromberg bei Oelde, Warendorf, Herzfeld bei Lippetal, Xanten-Marienbaum und Kranenburg. In Kevelaer zählen die Wallfahrt der Motorradfahrer sowie im August die Wallfahrt der Tamilen und die Bocholter Fußwallfahrt zu den größten Ereignissen im Pilgerjahr. Aber auch das Rheinland ist reich an jahrhundertealten Pilgerorten. Wer hier pilgern möchte, findet zahlreiche Anregungen in einem 2019 erschienenen Buch von Walter Töpner: „Pilgerland Rheinland, Wege und Wallfahrtsorte, 288 Seiten, Verlag: Edition Lempertz, Bonn 2019, ISBN-13: 9783960583264, ISBN-10: 3960583265.
Das NRW-Wallfahrtsorte-Wiki: Aachen, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Aldenhoven, Gnadenkapelle Maria, Zuflucht der Sünder; Altenberg, Altenberger Dom („Dom Unserer Lieben Frau zu Altenberg“); Bergheim, Schmerzhafte Mutter in der Remigiuskirche; Biesfeld, Schmerzhafte Mutter Gottes; Billerbeck; Bocholt; Bödingen, Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter Gottes; Bonn, Kreuzbergkirche, Heiliger Stiege und Schmerzhafte Mutter; Büderich, Wallfahrtskapelle Maria in der Not; Buschhoven, Marienwallfahrtsort mit der „Rosa mystica“; Coesfeld, Coesfelder Kreuz; Dalhausen, Marienwallfahrtsort; Darup, Wallfahrtskapelle zum Heiligen Kreuz; Düsseldorf-Benrath, Schwarze Muttergottes von Benrath; Düsseldorf-Bilk, Vierzehn Nothelfer in der Stoffeler Kapelle; Düsseldorf-Gerresheim, Basilika St. Margareta mit Heilig-Blut-Reliquie; Eggerode, Marienwallfahrt Unsere Liebe Frau vom Himmelreich; Essen, Wallfahrt zur „Goldenen Madonna„; Frechen-Grefrath, Schmerzhafte Mutter (früher Bottenbroich); Ginderich; Goch; Grotewiese, Meinerzhagen; Haltern am See, Wallfahrt auf den Annaberg; Heimbach, Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Heimbach; Heisterbacherrott, Wallfahrt zum Apostel Judas Thaddäus; Herford, Herforder Vision; Herzfeld (Lippetal), Wallfahrtskirche St. Ida von Herzfeld; Ittenbach, Schmerzhafte Mutter Gottes; Kalk (Köln), Schmerzhafte Mutter Gottes in der Kalker Kapelle,Kevelaer, Marienwallfahrtsort; Kinzweiler; Knechtsteden, Schmerzhafte Mutter; Köln, Minoritenkirche (Grab des seligen Adolph Kolping); Köln, Schrein der Heiligen Drei Könige (Kölner Dom); Köln, St. Maria in der Kupfergasse (Schwarze Madonna von Köln); Kornelimünster, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Kranenburg; Leverkusen-Alkenrath, Seliger Gezelinus; Lüftelberg (Meckenheim), St. Petrus (Lüftelberg) mit dem Grab der Hl. Lüfthildis; Marialinden, Schmerzhafte Mutter Gottes; Marienbaum, Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt (Marienbaum); Marienheide, Wallfahrtskirche St. Mariä Heimsuchung; Mönchengladbach, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Neuss, Quirinus von Rom, Hildegunde von Neuss/Schönau und Cornelius; Neviges, Nevigeser Wallfahrtsdom „Maria, Königin des Friedens“; Nothberg; Stammheim (Köln), Die freudenreiche Mutter Gottes; Stiepel; Stromberg, Heiliges Kreuz; Telgte, Gnadenbild der Schmerzhaften Maria aus Lindenholz; Werl, Marienwallfahrtsort, Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung; Xanten
Marienwallfahrtsort Kevelaer: Der niederrheinische Wallfahrtsort Kevelaer ist nach dem bayerischen Altötting die größte katholische Wallfahrtsstätte in Deutschland. Die Wallfahrt geht auf Marienerscheinungen während des Dreißigjährigen Krieges 1641/1642 zurück. Zu dem unscheinbaren Heiligenhäuschen mit einem kleinen Kupferstich der Luxemburger Madonna setzte ein beträchtlicher Pilgerstrom ein. 1654 entstand um den schlichten Bildstock nach dem Vorbild von Scherpenheuvel in Brabant die vier Meter hohe sechseckige Gnadenkapelle. Gezeigt wird ein kleines Papierbild „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“ (Consolatrix afflictorum / Trösterin der Betrübten). 1663 wurde an der Rückseite ein Altar gebaut und 1874 neu errichtet. Der Pilgerzulauf ebbte durch alle Generationen und Jahrhunderte bis heute nicht ab: Kevelaer zählt, besonders seit Papst Johannes Paul II. am 2. Mai 1987 den Gnadenort besuchte, jährlich mehr als 800.000 Pilger aus dem In- und Ausland.
2020 eröffnet der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, am 1. Mai die Pilgersaison. Leitgedanke für die Wallfahrtszeit 2020 ist: „Ich bin, wo Du bist!“ (nach Ex 3,14; in der Übersetzung von Martin Buber). Für die Pilgerinnen und Pilger gelten in allen Kirchen und Gebetsräumen die in Zeiten der Corona-Pandemie obligatorischen Hygienevorschriften und Abstandsbestimmungen. In der Kevelaerer Basilika stehen insgesamt lediglich 150 sichtbar markierte Sitzplätze für die Gläubigen zur Verfügung, die Sitzordnung ist streng einzuhalten. Die Basilika wird um 9.00 Uhr geöffnet. Alle Gläubigen sind dringend gebeten, sich sehr strikt an diese Anweisungen und an alle weiteren Ansagen, die ggf. vor oder während der Gottesdienste erfolgen, zu halten. Informationen: Wallfahrtsleitung im Priesterhaus, Kapellenplatz 35, 47623 Kevelaer, Tel. 02832 / 93380, Fax 02832 / 9338111, E-Mail: info@wallfahrt-kevelaer.de. Aktuelle Informationen rund um die Wallfahrt und das vollständige Programm des Jubiläums finden sich in Deutsch, Niederländisch und Englisch im Internet: https://www.wallfahrt-kevelaer.de/.